Labraunda in Karien

 

     
 

 

Andron B und Andron A (oben)  
   

Labraunda oder Labranda ist ein antikes Heiligtum des Zeus Labraundos in Karien. Es liegt etwa 14 Kilometer von Milas, dem antiken Mylasa, entfernt in den Bergen des Besparmak Daglari, dem antiken Latmosgebirge.

 
   

 
Umfassungsmauer der untersten Terrasse  
   
 
Monumentaler Treppenaufgang  
   

Vom Heiligtum sind noch die mächtigen Einfassungsmauern erhalten sowie auf gestaffelten Terrassen die Reste des zentralen Tempels des Gottes Zeus, des 12 Meter breiten monumentalen Treppenaufgangs, der dorischen Eingangsgebäude, des als Orakel dienenden Wasserbeckens der Quelle sowie des Säulenganges.
Es gab hier nur Behausungen der Priester des Heiligtums und ihrer Arbeiter, Sklaven und Bauern. Außer den Grundmauern zahlreicher Gebäude finden sich einige Felsengräber in der überragenden Felswand.

 
   

 

Das große Brunnenhaus

 

 

 

Labraunda war berühmt für sein heilkräftiges Quellwasser. Es war auch der Ort eines Fischorakels: Die wahrsagenden „Medien“ schwammen in einem quadratischen Wasserbecken und konnten Fragen mit „ja“ oder „nein“ beantworten, abhängig davon, ob sie das angebotene Futter annahmen oder verweigerten (siehe auch das Fischorakel des Apollon im lykischen Sura). Die Fische sollen laut Älian goldene Halsbänder und Ringe getragen haben.

 

 

 

 
Der Tempel des Zeus Labraundos vor dem Andron A  
   

Der lokale Beiname des Zeus Labraundos geht auf das vorgriechische Wort labrys zurück, der kultischen Doppelaxt, die in Labraunda sein Attribut war, aber bereits vor den Karern von den Minoern auf der Insel Kreta und den Hethitern in Kleinasien verwendet wurde.
Bereits um 425 v. Chr. erwähnte der griechische Geschichtsschreiber Herodot aus dem benachbarten Halikarnassos, das Heiligtum als „Labraunda“.

 
   

 
Der vom Blitzschlag geteilte Felsen  

 

 

Die Reste des zyklopenartigen Mauerwerks des Heiligtums stehen rund 700 Meter über Meereshöhe auf einer dem Tal halb abgewandten Plattform und ragen vor einer durch einen urzeitlichen Blitzeinschlag gespaltenen Felswand auf. Von Mylasa führte ehemals eine ausgebaute Prozessionsstraße zur Anlage, die noch heute von der Stadt aus sichtbar ist.

 

 

 
 
Am Süd-Proylon  

 

 

An der Stelle eines kleinen Tempels aus dem Beginn des 5. vorchristlichen Jahrhunderts veranlasste König Maussolos 377 v. Chr. in Labraunda den Bau eines größeren Tempels aus Marmor, der nach einem weiteren Umbau 344 v. Chr. fertiggestellt wurde. Er war ein sogenannter Ringhallentempel (Peripteros) kleinasiatisch-ionischer Bauordnung mit je sechs Säulen an den Schmal- und acht Säulen an den Langseiten.
Laut einer aufgefundenen Inschrift weihte Maussolos’ Bruder und Nachfolger Idrieus den Tempel dem Zeus Labraundos, der auch unter dem Namen Zeus Stratios verehrt wurde. Der Tempel wurde von schwedischen Archäologen von 1948 bis 1960 zusammen mit den umliegenden Anlagen ausgegraben und erforscht.

 

 

 

 

Tempel

 

 

 

Um die bis zu 3 Tonnen schweren Marmorblöcke auf den Berg (700 m hoch) zu transportieren, ließ Maussolos zunächst den 14 km langen Weg bis zur damaligen Hauptstadt Mylasa (heute Milas) befestigen. Die grob vorbehauenen Blöcke wurden auf gezogenen Schlitten und Gespannen von einem Steinbruch auf der anderen Seite von Mylasa herangeschafft und am Platz des Heiligtums weiter bearbeitet. Der größte Marmorblock misst 52×63×480 cm und dürfte 5,5 Tonnen wiegen.

 
   
 
Griechische Inschrift  
   
Im gesamten Heiligtum wurden 134 griechische Inschriften gefunden, einige mit genauen Jahresangaben.  
   
   
Fotos: @chim, Monika P.    
Text: Wikipedia u.a.